Triest lädt ein! In jedem Winkel, in jeder Straße, auf jedem Platz. Doch ganz besonders tun dies seine Kaffeehäuser …
Zwei Dinge kamen in Triest zusammen, welche die Kultur des Kaffeehauses gefördert und bis heute kultivieren lässt. Zum einen war die Stadt Importhafen für Rohkaffee, gar wichtigster Umschlagplatz für die dunklen Bohnen, nachdem 1719 Kaiser Karl VI. sie zum Freihafen erklärt hatte. Bis heute wird ein Großteil des jährlichen italienischen Imports hier umgeschlagen, ca. zwei bis 2,5 Millionen Säcke.
Zum anderen gehörte Triest der k.u.k.-Monarchie an. Und welches Land – wenn nicht Österreich – ist bekannt für seine Kaffeehäuser? Dem Treffpunkt der Intellektuellen für den politischen, philosophischen und gesellschaftlichen Diskurs, dem Ort für (angehende) Literaten, Tummelplatz für Künstler, Stätte für Besinnung und gleich einem Salon für den Plausch, perfekte Gelegenheit für eine ausgiebige Lektüre der Zeitung oder ein gutes Buch …
In Triest hat man folglich die Qual der Wahl: Das Caffè Tommaseo, dem ältesten noch betriebenen Kaffeehaus an der Piazza Tommaseo, neoklassizistisch sein Stil und mit viel k.u.k.-Flair, voller Geschichte(n), benannt nach dem Schriftsteller Niccolò Tommaseo, der an der Seite der Anführer der venezianischen Märzrevolution von 1848 stand. Nach dem gescheiterten Anschlag auf Kaiser Franz Joseph änderte man tunlichst den Namen hin zum ursprünglichen „Tomaso“, dem Namen des einstigen Besitzers Tomaso Mercato. Mit dem Ende der österreichischen Herrschaft kam das Gedenken zurück und flugs wurde es wieder zum Caffè Tommaseo – was den Hauch Wiens, der in seinen Wänden weht, nicht vertrieb.
Nicht verpasst werden darf auch das Literatencafé Antico Caffè San Marco in der Via Cesare Battisti 18, in dem einst James Joyce verkehrte und der mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Germanistikprofessor Claudio Magris seine Post zugestellt bekommt. Wie viele seiner verfassten Zeilen, die sein geliebtes Triest als Ort feiern, an dem sich die slawische, deutsche und italienische Kultur traf und die Religionen über Jahrhunderte gewaltfrei zusammenlebten, sind hier wohl auf seinem leicht zerschlissenen Stammplatz entstanden?
Und wer die Piazza dell’Unità d’Italia mit ihren neoklassizistischen, teils barocken Prachtbauten – so weitläufig, so mondän, davor das Meer, dahinter, bei gutem Wetter, der Blick auf die Dolomiten – genießen möchte, der geht ins Caffè degli Specchi, in dem auch Rainer Maria Rilke oder Franz Kafka dem Fauchen der Espressomaschine zuhörten und dabei den Duft des „Braunene Goldes“ einatmeten.
Und glauben Sie nicht, dass nur Touristen die Kaffeehäuser aufsuchen! Zehn Kilo, rund 1‘300 Espressi, beträgt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch der kaffeeverrückten, 200‘000 Einwohner zählenden Stadt – doppelt so viel wie im übrigen Italien. Wir hoffen, Sie finden einen Platz …
#LetsMeetThere
Undine Zumpe / Cinnamon Circle
P.S. Hier noch eine Lesetipp: Veit Heinichens Krimi “Keine Frage des Geschmacks” spielt genau hier, im Hafen von Triest, womit dieser, zu den wichtigsten Kaffee-Umschlagplätze Europas zählende Ort, zum Schauplatz der Geschichte wird.
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