Heute feiern unsere griechischen Freunde den Ochi-Tag (Όχι) – den Jahrestag des „Nein“. Am 28. Oktober 1940 stellt Benito Mussolini dem bis dahin neutralen (und dies auch nur allzu gerne bleiben wollenden) Griechenland ein Ultimatum mit der Forderung, den sogennannten Achsenmächten, Italien und Deutschland, griechisches Territorium betreten und „strategisch wichtige Punkte“ besetzen zu lassen. Ioannis Metaxas, der griechische Präsident, lehnt dies in einem kurzen Dialog ab, der bis heute mit einem schlichten „Ochi“ – Nein! – verkürzt wird.
Während die Griechen ihren Widerstand und ihren Stolz heute darüber feiern, möchten wir diesem wunderschönen und eigenen Land, das uns in den letzten 25 Jahren gar so etwas wie Heimat geworden ist, in ein paar Worten huldigen.
Sein Zauber bildet sich aus der spektakulären, von kräftigen Farben durchdrungenen Landschaft, dem offensichtlich schon immer existierenden Freiheits- und Unabhängigkeitswillen seiner Bewohner und einer kulturellen Errungenschaft, wie sie sonst wohl kaum noch einmal auf dieser Erde existiert.
Und so war es Liebe auf den ersten Blick, als die Fähre im Abendlicht den Hafen von Patras einfuhr und wir uns erstmalig auf das Getümmel der umtriebigen Stadt einließen, seinen hippen Strandbars tagsüber genossen, in seinen nicht enden wollenden quirligen Nächten uns durch die Tavernen und randvoll gefüllten Cafés treiben ließen… Als wir die Küste des Peloponnes mit dem Motorrad in der Hitze des späten Sommers umrundeten und die Gastfreundschaft in Form von Melonen, Ouzo und Yoghurt mit Walnüssen lieben lernten. Aber vor allem, als wir auf einer Terrasse saßen und, während die untergehende Sonne die hitzevertrockneten Halme gold färbte, das Meer noch ein wenig blauer machte und die rote Erde glühen ließ, die letzten Seiten aus Nikos Kazantzakis wundervollem und größten Roman lasen. Auf diesen beschrieb er unter dem Eindruck der exakt gleichen atmosphärischen Szenerie, die wir gerade genossen, wie der Ich-Erzähler einen Brief erhielt, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass sein lieber Freund Alexis Sorbas gestorben war. Viele Tränen flossen, mit der Traurigkeit, die einen überkommt, wenn eine Romanfigur im Verlauf des Lesens gleich einem Freund wird. Dieses literarische Erlebnis verstärkte die Sehnsucht, mit der Griechenland uns seitdem in seinem Bann hält, die magische Atmosphäre, die uns umgab führte zu einer tief empfundenen Innigkeit zu diesem Stück Land, das ständig umgeben ist vom endlos erscheinenden Meer, das den Blick weitet. Wir haben uns verliebt in den garstigen Karst der Berge, der Wärme seiner Erde, der herrlich schroffen Sprache seiner Bewohner und ihrer bewussten (Nach-)Lässigkeit, den endlosen einsamen Stränden, die noch nie jemand betreten zu haben scheint.
In den jährlichen Besuchen haben wir zwei Finger von Chalkidiki umfahren und den heiligen Berg Athos auf dem dritten betrachtet, Athen in unser eigenes Zentrum gerückt, uns in den Meteora-Klöstern verlaufen und sind dem Charme Mykonos und Santorinis erlegen.
Doch vor allem wurde der Peloponnes immer wieder unser Ziel, wurde zig Mal umrundet, mal von Ost nach West, mal von West nach Ost. Dazwischen haben wir unsere Enduros glücklich gemacht, indem wir sie auf kleinsten Schotterpisten, zig Ziegenherden begegnend, die Waldgrenze passierend, in die Höhen des Taygetos-Gebirges sich hochschrauben ließen, um von oben die Weiten der Bergketten zu genießen. Auf längeren Fahrten wurden die Pausen genutzt, um eine der unzähligen Ausgrabungsstellen zu inspizieren, die „Perser“ von Aischylos wurden auf den harten, warmen Steinen des Amphitheaters von Epidauros genossen. Wir sind die Laufbahn von Olympia heldenhaft und – da alleine – siegreich entlanggerannt, haben mit den selbst am meisten über sich erstaunten Griechen den in ihrem so gerne praktizierten Minimalismus gewonnenen Europameistermeistertitel gefeiert (der Satz: „I Elláda eínai protathlitís Evrópis“ (“Griechenland ist Europameister”) brachte uns viele Umarmungen und Ouzos ein …), haben uns jedes Jahr wieder auf ein paar Nächte im wirbeligen und äußerst coolen Nafplio gefreut, sind durch die „Straßen von Mykene“ gelaufen, haben Monemvasia erkundet, Mystras bestaunt … und nebenbei uns durch das weitere philosophische Werk Kazantzakis gelesen. Wir haben den rasanten, EU-finanzierten Aufstieg um die Jahrtausendwende miterlebt und die Depression, nachdem Griechenland durch den Fleischwolf der Politik und der Finanzmärkte gedreht wurde. Und auch, wenn man sich inzwischen wieder auf seinen Stolz und seinen Pragmatismus besinnt, so gibt es aufgrund dieser jüngsten Geschichte sicherlich für viele Griechen heute am Nationalfeiertag mehr als den damaligen Adressaten Italien, denen man dieses „Ochi“ gerne zurufen möchte.
Und wir? Wir warten derweil sehnsüchtig auf die nächste Fähre …
Meteora Klöster
Sie wollen unsere Sehnsucht teilen? Hier ein paar Hoteltipps:
Wir lieben die Atmosphäre und den perfekten Selfie-Spot auf die Akropolis im Grand Bretagne, das neue Melia am Ormonia-Platz, das sich perfekt in die Landschaft des Peloponnes einschmeichelnde und den Anspruch der Aman-Hotels fast schon übertreffende Amanzoe nahe dem pittoresken Porto Heli; in unmittelbarer Nähe befindet sich das Nikki Beach Hotel.
Darüber hinaus findet sich die Liste der Leading Hotels of the World Griechenlands hier.
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