Der Abend war vieles, aber vor allem war er eines: inspirierend! Und das in vielerlei Hinsicht. Bucherer hatte uns zur Vorstellung seiner neuen BLUE Kollektion eingeladen und im Folium am Kalanderplatz in der Sihlcity in Zürich empfing man uns entsprechend in einem tiefen, stimmigen, atmosphärischen Nachtblau.
Wenn Bucherer dieses Ereignis mit „fesselnd sinnlich, hypnotisch inszeniert und definitiv unerwartet“ angekündigt hatte, dann mochte sich das sicherlich auf die der Farbe eigenen Energie zurückführen lassen, vor allem aber an der Inszenierung selbst und insbesondere an den außergewöhnlichen „Helden“, die Bucherer für seine BLUE Kollektion gefunden hatte.
„Helden“, eigentlich im Marketingslang „Testimonials“ genannt, sind bekannte, meist berühmte Personen, die Produkte bewerben und deren Glaubwürdigkeit erhöhen sollen. Das geht mitunter gut, oftmals auch daneben, vor allem, wenn Produkt und Testimonial nicht zusammenpassen oder der Werbebotschafter für so viele Produkte wirbt, dass die Identifikation misslingt.
Doch stattdessen kamen drei „Helden“. Wir gestehen hiermit, dass wir die Bezeichnung extrem gelungen finden, denn jede/r war – ist! – es auf die ein oder andere Weise: Eine Persönlichkeit, die etwas Außergewöhnliches geschafft, dabei aber noch lange nicht die Sphäre der „Normalsterblichkeit“ verlassen hat.
Beginnen wir mit der Installationskünstlerin Marta Basandowska (bitte unbedingt diesen Link anklicken! Es lohnt sich!). Im Trägerkleidchen und mit dicken Boots, tätowiert von oben bis unten, Nasenring, die langen Rastalocken unsystematisch zusammengebunden, aus Krakau stammend und eine Zeitlang in Berlin gelebt, hatte es uns besonders angetan. Das Garn zum Hilfsmittel ihrer atemberaubenden Kunst wählend, kreiert sie damit riesige dreidimensionale Objekte in kräftigen Farben, hypnotisch in ihrer Wirkung, meist begehbar. Das unendlich große Universum sowie die mikroskopisch kleinen Teilchen sollen in ihrer Einheit und gegenseitigen Abhängigkeit geometrisch und harmonisch visualisiert werden, die Schönheit der Welt begreifbar machen – ein großes Unterfangen, das der zierlichen, stets hochkonzentriert wirkenden Person bestens gelingt.
Marta Basandowska
Die sich im obigen Bucherer-Video selbst am intensivsten ausdrückende Konzeptkünstlerin Claudia Moseley aus London war zwar als Person eher zurückhaltend, doch war das direkte Erleben ihrer Kunst ein besonderes. Blaue Scheiben aus handgeblasenem Glas hingen von der Decke, gleich einem Mobile, das zig-fach in den Raum reflektierte. Von der Schönheit dieser skulpturalen Installation wurde man magisch angezogen, sie wirkten im Trubel des Abends wie eine Oase der Meditation. Und wenn Moseley ihre Kunst beschreibt als etwas, was eine Verbindung zwischen individuellem bzw. kollektivem Denken und der kosmischen Umgebung gestalten soll, dann konnte man unter dem leuchtenden Blau der Scheiben sich bewegend, diese Wirkung direkt empfinden.
Claudia Moseley
Der Star des Abends war unbenommen der amerikanische Fecht-Weltmeister Miles Chamley-Watson, der einem nicht nur ob seiner stattlichen Größe raumfüllend erschien. Für einen Fechter eher untypisch in seinem Erscheinungsbild, individuell im coolen New York-Stil, stahlblond gefärbt und die Haut mit Tattoos übersät, fordert er bewusst das Elitäre, das seinen Sport umgibt, heraus. Mit einer guten Portion Selbstvertrauen ausgestattet, nahbar und herzlich, wühlte er sich nach seinem Auftritt durch die Menge, steckte mit seinem magischen Lachen so ziemlich jeden an. Sein Stolz kommt nicht von ungefähr. Chamley-Watson hat(te) immer Ziele und den unbedingten Willen, diese zu erreichen. Fechten aus der Nische in den Mainstream zu überführen ist da nur eines. Sich zu fokussieren hat er als Teenager mit ADD Schwäche durch seinen Sport gelernt, den Kampf hat er nie aufgebeben, immer bereit härter zu trainieren als jeder andere, zeigt er sich entsprechend beim Fechten, im Kraftraum oder als Modell. Meine Frage, was denn diesen vielen Erfolgen noch folgen soll, beantwortet er dann auch mit: „Wieso, ich habe doch noch gar nicht angefangen…“. Sein Hashtag #CreataLegacyNotaMoment wirkt entsprechend stimmig.
Kleines im großen Ganzen zu visualisieren, die Ästhetik und dem intellektuellen Anspruch der Kunst thematisieren, Leidenschaft, Sportlichkeit, Ehrgeiz, Rebellion und Style in perfekter Kombination zeigen, die Idee von einem Raum-Zeit-Kontinuum verwirklichen… – die Frage, warum Bucherer sich diese drei Helden herausgesucht hat, beantwortet sich angesichts dessen, dass die BLUE-Kollektion besonders Kunden ansprechen möchte, die auf das Außergewöhnliche, auf Individualität setzen und Trendsetter, die sich gerne jenseits der Norm sehen, wohl von selbst.
Doch die Kampagne erkennt auch die Zeichen der Zeit. Wertetrends, so sagen Studien, entfernen sich von der Unnahbarkeit – das gilt wohl für Berühmtheiten wie für austauschbare Stockphotogesichter. Kunden von morgen, besonders die jungen, sogenannten Millennials, möchten stattdessen das Gefühl von Nähe haben, suchen die zunehmende Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen, wollen eine real erfahrbare Gemeinschaft mit Personen verkörpert sehen und haben die Hoffnung auf neue Formen der Teilhabe bzw. die Gestaltung für das eigene Ich.
Wenn wir nach diesem Abend nun auf Instagram mit @fencer ‚connected‘ und im persönlichen Austausch mit Marta sind, so hat Bucherer diesen Werbetrend komplett umgesetzt.
Und mit der Frage: „What’s your exceptional?“ gehen wir, von der Kunst noch betört und von der ikonischen Gestalt eines Fechters gefangen, die drei BLUEs alle einmal am Arm getragen habend, nach Hause und danken Bucherer für einen gelungenen, zukunftsweisenden und inspirierenden Abend.
Autor: Undine Zumpe / CinnamonCircle
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